Ausgangssituation und Handlungsbedarf

In Bodolz leben insgesamt 3.177 Einwohner. Das Gemeindegebiet untergliedert sich in neun Ortsteile, die sich sowohl in städtebaulicher Struktur als auch in der jeweiligen Bevölkerungszusammensetzung stark voneinander unterscheiden: Der einwohnerstärkste Ortsteil (rd. 1.470 Einwohner) ist städtisch geprägt und verfügt über Siedlungs- und sozialen Wohnungsbau, während der namensgebende Ortsteil Bodolz-Dorf, (rd. 500 Einwohner) noch seine eher ländliche Struktur bewahrt hat.

Durch die Ausweisung von Baugebieten ist die Einwohnerzahl in Bodolz in den letzten Jahren stark gestiegen: zwischen 1970 und 2011 von rd. 900 auf 3.177 Einwohner. Somit ist die Einwohnerzahl in den letzten 40 Jahren um mehr als das Dreieinhalbfache angestiegen. Der Gemeinde fehlt bisher eine „eigene Identität“, die die unterschiedlichen Ortsteile zusammenbringt. Durch die unterschiedlichen Ortsteile mit ihren verschiedenen gesellschaftlichen Strukturen ergeben sich auch unterschiedliche Bildungsniveaus und Interessen innerhalb der Gruppe der Jugendlichen und jungen Menschen.

Gerade in der Vergangenheit haben sich im Bereich der Jugendarbeit immer wieder Schwierigkeiten bei Integration und Umgang von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und sozialschwachen und verhaltendauffälligen bzw. problematischen jungen Menschen ergeben. Neben Vandalismus, Sachbeschädigungen und Pöbeleien gegenüber vorwiegend älteren Bodolzer Bürgern, gab es Beschwerden von Anwohnern wegen Lagerung an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen mit Alkohol- und teilweise Drogenkonsum.

Kontakt zu der Gruppe der Jugendlichen konnte über das Quartiersmanagement aufgenommen werden, jedoch war mangels geeigneter Räumlichkeiten und fehlenden jugendspezifischen Angeboten eine dauerhafte Anbindung bisher schwer möglich.

Projektziele

Ziel des Projektes ist es, insbesondere Jugendliche im Alter von 13- 18 Jahren mit Migrationshintergrund und/oder bildungsferne, verhaltensauffällige und sozialbenachteiligte Jugendliche im Gemeindegebiet durch gemeinsames Schaffen geeigneter Räumlichkeiten im Haus der Generationen in die gesellschaftlichen Strukturen zu integrieren.

Hierzu soll ein Projekt zur Jugendintegration entstehen, das die Zielgruppe direkt mitgestalten soll, um von Projektbeginn an eine emotionale Bindung zwischen Jugendlichen und dem späteren Räumlichkeiten im Haus der Generationen zu schaffen. Das „Schaffen“ dieses Integrationsortes bildet beim Modellvorhaben den zentralen Ansatzpunkt der Integration.

Maßnahmen

Baustein 1: Erstellung eines Konzepts
Für die Schaffung des Projektes „Hand in Hand“ bedarf es einer konzeptionellen Strategie, die mit den verantwortlichen Akteuren in der Gemeinde Bodolz abgestimmt und entwickelt werden soll. Dies bietet die konzeptionelle Grundlage für die Durchführung des Projekts sowie für seine Verstetigung.

Baustein 2: Akquise der jugendlichen Zielgruppe
Um die jugendliche Zielgruppe zu erreichen, bedarf es im Vorfeld des Projekts das Aufsuchen, die Kontaktherstellung und die gezielte Ansprache der Zielgruppe. Durch Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern (v.a. Quartiersmanagement, Jugendsozialarbeit an Schulen, Jugendamt etc.) können gezielt problematische Jugendliche aus dem Quartiersgebiet in Bodolz ausgewählt werden. Diese sollen dann für die Projektidee und die Umsetzung motiviert werden.

Durch die Akquise soll bereits eine Anbindung der Zielgruppe an das Haus der Generationen hergestellt werden. Aufgrund der Vernetzung der Jugendlichen untereinander wird hier von einer Anstoßwirkung ausgegangen, die bei der späteren Nutzung der Räumlichkeiten von Vorteil ist und gewährleistet, dass die Zielgruppe einen dauerhaften Nutzen aus den umgestalteten Räumlichkeiten erfährt.

Baustein 3: Kooperationen und Vernetzung
Parallel zur Akquise der Jugendlichen werden Kooperationen mit Handwerksbetrieben angestrebt, mit denen die Jugendlichen partiell einige baulichen Maßnahmen umsetzen können.

Um eine größtmögliche Akzeptanz des „Hauses der Generationen“ mit den neugestalteten Integrationsräumen innerhalb des Quartiers und Gemeindegebietes zu fördern, soll eng mit der Gemeindeverwaltung, Kindergarten, Schulen, Jugendzentrum, Jugendamt und sonstigen relevanten Trägern, Einrichtungen und Ämtern zusammengearbeitet werden.
Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, die Eltern der problematischen Jugendlichen und deren Peergroup zu erreichen. Diese gelten u.a. als spätere Adressaten des Ortes der Integration und sollen durch partizipatorische Prozesse innerhalb des Projektes Anregungen und Ideen zur Gestaltung und Nutzung einbringen können.

Baustein 4: Umsetzung der baulichen Maßnahmen
Die Förderung des Projekts wäre für die niedrigschwellige Arbeit im Quartier ein weiterer wichtiger Baustein. Das Haus der Generationen, in dem die Integrationsräume angesiedelt würden, erfährt bereits jetzt schon eine durchweg positive Grundhaltung bei den Bürgern der Gemeinde Bodolz.

Vor Projektbeginn beschränkt sich die Nutzung des Haus der Generationen auf das Jugendzentrum in den Kellerräumen sowie auf das Hochparterre. In diesem befinden sich zwei Gruppenräume, eine Küche mit größerer Essecke, die sanitäre Einrichtung sowie ein Mehrzweckraum mit Notfall-/Krankenliege, Stauraum und Gardarobe. Der gesamte erste Stock des Haus der Generationen ist aufgrund des starken Renovierungs- und Sanierungsbedarfs nicht mehr für öffentliche Zwecke zu gebrauchen und liegt brach.

Genau diese Räumlichkeiten sollen innerhalb des Projektes zum „Hand in Hand“ hergerichtet, umgebaut, saniert und renoviert werden und anschließend wieder belebt werden. Dazu sind folgende Maßnahmen nötig:

  • Aufarbeitung der vorhandenen Fenster: Abschleifen, grundieren, lackieren
  • Erneuerung der Fensterläden an der Außenfassade: Teilweise sind die Fensterläden, geschädigt durch Umwelteinflüsse, nicht mehr zu erhalten und müssen ausgetauscht werden. Die noch zu erhaltenden Läden sollen überarbeitet und aufgewertet werden.
  • Instandsetzung der Außenfassade: Die Außenfassade ist durch den aufgelaufenen Sanierungsstau dringend zu überarbeiten. Lose Putzteile der Fassade sollen ausgebessert werden und dem Haus durch einen neuen Anstrich eine neue, einladende Außenwirkung zukommen lassen.
  • Sanierung der vorhandenen sanitären Einrichtungen: Die sanitäre Einrichtung im Obergeschoss weißt starken Renovierungsbedarf auf. Sie ist momentan nicht für eine öffentliche Nutzung ausgerichtet und müsste von Grund auf saniert werden.
  • Sanierung der Räumlichkeiten im Obergeschoß: Um diese Räume zum Ort der Integration werden zu lassen, müsste Elektrik und Isolation ausgetauscht bzw. neu angebracht werden. Eine fehlende Heizungsanlage müsste eingebaut sowie Boden-, Wand- und Deckenbeläge erneuert werden.
  • Fortlaufende Dokumentation

Baustein 5: Öffnung der umgestalteten Räume und Verstetigung, Dokumentation
Nach jedem abgeschlossenen Sanierungsabschnitt werden die fertigen Räumlichkeiten der Nutzung zugeführt. In Absprache mit dem Quartier, der Verwaltung und den Kooperationspartnern werden die Räumlichkeiten belebt und mit zielgerichteten Angeboten zum Integrationsort. Zudem wird hier die Abschlussdokumentation des Projektes erstellt.

Projekt im Überblick
Projekttitel„Hand in Hand“ in Bodolz
ProjektträgerGemeinde Bodolz
ProjektgebietBodolz
Beteiligte LAGRegionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee
Gesamtkosten
64.848 Euro
Fördersumme28.424 Euro
Projektlaufzeit2013-2015
FörderinstrumentLEADER 2007-2013
Bezug zum REKJunge Menschen stärken, ein harmonisches Miteinander fördern