Ausgangssituation und Handlungsbedarf
Bis Mitte des letzten Jahrhunderts existierten auf dem Gemeindegebiet Hergatz, wie in ländlichen Regionen generell üblich, gemeinschaftlich genutzte Backhäuser. Da Brot seit Jahrhunderten ein wichtiges Grundnahrungsmittel ist, spielten sie für die Lebensmittelversorgung der Dorfbevölkerung eine große Rolle und hatten gleichzeitig eine wertvolle soziale Funktion. Mit zunehmendem Wohlstand konnten es sich die Menschen jedoch leisten, ihr Brot beim Bäcker oder im Supermarkt zu kaufen, anstatt es mühevoll und zeitaufwendig selbst zuzubereiten. Traditionelles Handwerk wurde vielfach von Industrieproduktion mit tiefgefrorenen Backlingen verdrängt. Die Dorfbackhäuser verloren ihre Bedeutung und verfielen oder wurden abgerissen.
Jahrzehnte später führt ein steigendes Bewusstsein für gesunde Ernährung, gepaart mit dem Wunsch nach hochwertigen Zutaten und regionalen Produkten, zu einer Renaissance des Brotbackens. Parallel dazu führten auf gesellschaftlicher Ebene der fortschreitende demographische Wandel und Zuzug von Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft auch in Hergatz dazu, dass die Dorfgemeinschaft heterogener und durch neue digitale Entwicklungen virtueller und anonymer wurde.
In dieser Ausgangslage möchte der Heimatverein Hergatz den lang gehegten Wunsch umsetzen und ein Dorfbackhaus, bestehend aus einem gemauerten Ofen mittlerer Größe umbaut von einer Holzhütte, errichten. An der Wohmbrechtser Grundschule wurde dafür ein geeigneter Standort gefunden, unter anderem da die dortige Infrastruktur, insbesondere die Schulküche, vom Heimatverein mitgenutzt werden kann. Außerdem fügt sich das Dorfbackhaus gut in den geplanten Umbau der anliegenden Schlossstraße ein, den die Gemeinde Hergatz im Rahmen der über das ELER-Programm beantragten Dorferneuerung umsetzen möchte.
Projektziele
- Stärkung der heterogenen Dorfgemeinschaft durch generations- und kulturübergreifende Begegnungen, Austausch von Backtraditionen und ungezwungenes Beisammensein beim gemeinsamen Brotbacken
- Wiederbelebung des Brotbackens als traditionsreiches Handwerk sowie Weitergabe des bestehenden Wissens an jüngere Generationen
- Sensibilisierung jüngerer Generationen, insbesondere der benachbarten Grundschüler, für gesunde Ernährung
- Begegnung und Vernetzung mit regionsansässigen Vereinen, kirchlichen Gruppen und der benachbarten Grundschule, die den Brotbackofen ebenfalls nutzen können
- Förderung der Daseinsvorsorge durch Vor-Ort-Produktion von Nahrungsmitteln des täglichen Bedarfs
Indem insbesondere mit der benachbarten Grundschule eng kooperiert werden soll, profitieren diese Kinder besonders vom Erwerb theoretischer und praktischer Kenntnisse rund um das Thema „Brotbacken“. Außerdem kommt das Dorfbackhaus nicht nur Hergatzer Bürgern zugute: Da es auch anderen Vereinen sowie kirchlichen und weiteren Gruppen zur Verfügung stehen soll, wird auch innerhalb dieser Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt gefördert sowie die überregionale Vernetzung Ehrenamtlicher gestärkt.
Maßnahmen
- Installation der Punktfundamente für die den Ofen umgebende Hütte
- Bau des Ofens mit Schamott-Isolation und Schornstein durch einen Ofensetzer
- Errichtung der umgebenden Hütte durch einen Zimmermann
- Anschaffung von Zubehör: Teigknetmaschine, Thermo-Stapelbehälter, Thermometer, Gärkörbe, Rolltisch, Brotschieber, Info-Tafel
Projekttitel | Dorfbackhaus Wohmbrechts |
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Projektträger | Heimatverein Hergatz e.V. |
Projektgebiet | Gemeinde Hergatz |
Beteiligte LAG | Regionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee |
Gesamtkosten | 38.055,08 Euro (brutto) |
Fördersumme | 15.989,51Euro |
Projektlaufzeit | 2024 |
Projektstatus | In Vorbereitung |
Förderinstrument | LEADER 2023-2027 |
LES-Handlungsziel | HZ 3: Erhalt und Ausbau daseins- und gesundheitsvorsorgender Angebote im Rahmen des demographischen Wandels |