Ausgangssituation und Handlungsbedarf
Von Menschenhand geschaffen rahmen Streuobstwiesen Dörfer und Weiler der Region ein, bieten Schutz vor Wind und Staub und sind landschaftliche Kleinode. Die Kenntnis um die Vielfalt der Obstsorten geht jedoch mehr und mehr verloren. Wer kennt schließlich heute noch seltene Obstsorten wie den Butzenhiesler, den Doppelten Prinzenapfel, den Winterzitronenapfel oder die Kornbirne, die früher im Allgäu Gang und Gäbe waren? Und wer weiß noch um die Unterschiede zwischen Tafel-, Brat-, Saft- oder Kochäpfeln?
Die besonderen Eigenschaften und damit der besondere Nutzen alter Obstsorten sind sehr unterschiedlich: eine spezielle Eignung für Saft, Most, Brennen oder Dörren, eine besondere Anbaueignung z.B. für raue Regionen, eine ausgeprägte Vitalität und Langlebigkeit, eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Gesundheit, eine hohe Ertragssicherheit, eine auffällige Fruchteigenschaft oder einfach eine außergewöhnliche Tradition in der Region.
Der Nutzen der einstigen Sortenvielfalt ist heute wissenschaftlich allgemein anerkannt und belegt: für den praktischen Anbau, für züchterische Zwecke, als Genpool für potenzielle spätere Forschungen und Entwicklungen, aber auch als Bestandteil regionaler Identität.
Die meisten Sorten sind allerdings nur noch als wenige oder einzige überalterte Baumrelikte anzutreffen und daher in ihrem Fortbestand akut bedroht. Nahezu die Hälfte der alten Kernobstsorten beispielsweise im Landkreis Lindau gilt als gefährdet.
Projektziele
Das allgäuweite LEADER-Projekt möchte das Wissen um die alten Sorten und die Sorten selbst erfassen. Ausgewählte Sorten wird die Obstbauschule Schlachters in einem Sortengarten erhalten, damit interessierte Nutzer wieder alte Streuobstsorten anbauen können.
Maßnahmen
Projektteil 1 „Kartierung“: systematische Erfassung alter, seltener und regionaltypischer Sorten und der damit verbundenen kulturellen Vielfalt in den Landkreisen Ober-, Ost- und Unterallgäu sowie in den kreisfreien Städten Kempten, Memmingen und Kaufbeuren.
Sortenkartierung Allgäu 2009-2012 (interaktive Karte)
Projektteil 2 „Sortenerhaltungsgarten“: Erhalt und Vermehrung ausgewählter Sorten im Sortenerhaltungsgarten, die Bereitstellung von Reisern als Vermehrungsmaterial in der Versuchsanstalt für Obstbau Schlachters (Landkreis Lindau, Bodensee) der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Die begleitende Öffentlichkeitsarbeit, die Organisation der Zusammenarbeit verschiedener Institutionen (Obstbauschulen, Gartenbauvereine, Baumschulen, Umweltämter in den Kommunen) und Bündelung der Kompetenzen übernimmt die WBF – Westallgäu-Bayerischer Bodensee Fördergesellschaft mbH als Träger und Koordinator des allgäuweiten Kooperationsprojekts.
Weitere Informationen über dieses Projekt erhalten Sie unter:
Projekttitel | Erhaltung und Nutzung alter Kernobstsorten im Allgäu |
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Projektträger | Westallgäu-Bayerischer Bodensee Fördergesellschaft mbH (WBF) |
Projektgebiet | Landkreise Lindau, Oberallgäu, Ostallgäu, Unterallgäu Städte Kempten, Memmingen, Kaufbeuren |
Beteiligte LAG | Regionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee Regionalentwicklung Oberallgäu Kneippland Unterallgäu bergaufland Ostallgäu |
Gesamtkosten | 265.410 Euro |
Fördersumme | 143.400 Euro |
Projektlaufzeit | 2009-2013 |
Förderinstrument | LEADER 2007-2013 |
Bezug zum REK | Sicherstellung einer lohnenden Landwirtschaft durch Förderung der Produktion und Vermarktung von Produkten aus der Region (Schlüsselprojekt 3) |