Ausgangssituation und Handlungsbedarf
Radfahren, Radwandern und Mountainbiking gewinnt nicht nur im Tourismus, sondern auch bei der einheimischen Bevölkerung immer mehr an Bedeutung. Radfahren ist eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten der Deutschen und bietet großes touristisches Potential, das weiterhin Zuwächse verzeichnet. Laut Radreiseanalyse 2009 des ADFC können sich 47% aller Deutschen vorstellen, zukünftig einen Radurlaub mit mindestens einer Übernachtung zu machen. Bei der Analyse 2012 geben 67% der Urlauber Radfahren als Nebenmotiv für ihren Urlaub an. Der Anteil des Radtourismus an der gesamttouristischen Wertschöpfung beträgt rund 10%. Von den befragten Radfahrern wird die Beschilderung als sehr wichtig eingestuft (am wichtigsten nach verkehrsarmer Streckenführung). Weiterhin spielen der Zustand der Straßen und Wege, gesicherte Abstellmöglichkeiten, eine abwechslungsreiche Streckenführung und Informationsmaterial für die Radfahrer eine wesentliche Rolle.
Um dieses touristische Potenzial nutzen zu können, wurde über das Leaderprojekt „Radregion Westallgäu-Bayerischer Bodensee – Oberallgäu – Kempten“ von 2009 bis 2012 eine einheitliche Radwegebeschilderung als elementare Infrastruktur für das Radfahren umgesetzt. Dabei wurden im Landkreis Lindau (Bodensee) acht verschiedene Rundtouren nach regionalen und thematischen Gegebenheiten ausgeschildert, u.a. die Tour Nr. 1 „Bodensee-Runde“. Diese findet sich im Radkartenset des Landkreises Lindau (Bodensee) sowie in der interaktiven Karte (AlpCMS) wieder.
Die wachsende Bedeutung des Radsports als Freizeitbeschäftigung stellt aber auch immer höhere Anforderungen an Landschafts- und Naturschutz. Eine Verbesserung kann daher nur mit gezielter Lenkung durch eine entsprechende Beschilderung erreicht werden.
Die Orte am Lindauer Bodensee arbeiten eng mit den Tourismusorganisationen am Bodensee (Internationale Bodensee Tourismus GmbH und Deutsche Bodensee Tourismus GmbH) zusammen. Als Ort ist es dringend erforderlich, das Markenversprechen der Destination in den Aktionsraum der Gäste – sprich auf die Ortsebene zu übertragen. Hier gilt es, die einzelnen Themenfelder, die so genannten „Bodensee-Markenthemen“ mit attraktiven Angeboten zu füllen, um den Erlebnisraum für die Gäste erlebbar und das Markenversprechen reell spürbar zu machen. Das Markenthema „Aktiv“, bzw. „Radfahren“ spielt im Bodenseetourismus eine wesentliche Rolle. Dazu müssen passende Produkte entwickelt und umgesetzt werden, um im Wettbewerb mit anderen Orten und Subregionen innerhalb einer Destination konkurrenzfähig zu sein.
Die Kulturlandschaft am Lindauer Bodensee ist geprägt von Obst- und Weinanbau. Es ist erstrebenswert, die Direktvermarkter mit ihren Erzeugnissen und Produkten in die touristische Vermarktung einzubeziehen. Dies stärkt die regionalen Anbieter und stellt zugleich eine Aufwertung des Angebots dar. Gäste tragen ihre Erlebnisse und oft auch Produkte in Form von „Mitbringseln“ in ihre Heimatregion und wirken dort als Multiplikatoren.
Nach Meinung der Touristiker vor Ort ist es erforderlich, einen Teil der Route entlang des Bodensees verlaufen zu lassen, da dies von den Gästen zwingend erwünscht ist. Dennoch herrscht in der Hauptsaison starker Verkehr entlang des Bodenseeradweges und eine teilweise Verschiebung auf die Wege im Umland ist wünschenswert.
Projektziele
Mit der Radwegebeschilderung über das Leaderprojekt wurde eine sehr gute Basisinfrastruktur gelegt. Die o.g. beschilderte Rundtour „Nr. 1 – Bodensee-Runde“ soll weiter inwertgesetzt werden, um eine zielgenaue Produktentwicklung voranzutreiben und das Schwerpunktthema „Aktiv/Radfahren“ am Bodensee für den Gast erlebbar zu machen. Dadurch wird das regionale Tourismusprofil geschärft und der zielgruppengerechte Ausbau der Tourismus- und Freizeitinfrastruktur gefördert (REK 2007-2013, HF 2). Die Orte können sich durch ein attraktives Angebot von den anderen Orten der Destination Bodensee abheben.
Entlang der Strecke liegen die Orte Lindau, Nonnenhorn, Wasserburg und Bodolz. Start der Tour ist in allen Orten möglich. In Lindau, Nonnenhorn und Wasserburg besteht eine direkte Zuganbindung. Mit einer Länge von 25,6 km und 253 Höhenmetern eignet sich die Tour für Genussradfahrer. Darüber hinaus ist die Tour auch durchgängig mit E-Bikes befahrbar.
Zur Attraktivitätssteigerung der „Bodensee-Runde“ sollen insbesondere die an der Strecke gelegenen Aussichtspunkte hervorgehoben werden. Dadurch kann auch die Besonderheit „das schönste Panorama am Bodensee“ herausgestellt werden. Von den verschiedenen Aussichtspunkten entlang der Strecke bieten sich eindrückliche und wunderschöne Blicke – nicht nur auf den Bodensee und das Bergpanorama, sondern auch auf die Kulturlandschaft und die Teilorte im Bodenseeumland.
Folgende Aussichtspunkte am See und im Umland sind vorgesehen:
- Lindau: Giebelbach I
- Lindau: Lotzbeckpark
- Nonnenhorn: Paradies (hier befinden sich bereits mehrere Liegen)
- Wasserburg-Selmnau: Antonius-Kapelle
- Bodolz: Hermannsberg
- Lindau zwischen Schönau und Hochbuch: Entenberg
Im Rahmen der Workshops des Produktentwicklungsprozesses wurden verschiedene Qualitätskriterien festgelegt. So soll sich dem Besucher u.a. ein unverwachsener Blick bieten. Die Aussichtspunkte sollen in ihrer Ursprünglichkeit belassen, jedoch mit für den Radfahrer relevanter Infrastruktur, wie z.B. Fahrradanlehnbügel aufgewertet werden. Als „Wiedererkennung“ wird an allen Aussichtspunkten eine Doppelliege aufgestellt, die dem Radfahrer ermöglicht, sich auszuruhen und das Panorama zu genießen. Hinweistafeln informieren den Radfahrer über den Aussichtspunkt und bittet den Radfahrer um Respekt, was z.B. das Abstellen des Fahrrades, die Erhaltung der Liegen und die Abfallentsorgung betrifft. Zudem findet der Radfahrer auf jeder Informationstafel kurzweilige Videos (abrufbar durch mobile Endgeräte), in denen Einheimischen wie zum Beispiel Gästeführer oder Obstbauern über Ihre Tätigkeiten, Ihren Lebensraum oder über die Kulturlandschaft am Lindauer Bodensee erzählen.
Mit der Routenführung durch die vom Obst- und Weinbau geprägte Kulturlandschaft gelingt die Einbindung der regionalen Direktvermarkter. Weiterhin befinden sich entlang der Route Einkehrmöglichkeiten in Gasthäusern mit regionaler Küche. Dies trägt ebenfalls zur Attraktivität der Tour bei. Die „Einkehr“ bei einer Radtour oder der Erwerb von regional typischen „Mitbringseln“ gehört für Viele zu einer Radtour bzw. oder zu einem Urlaub dazu.
Ziel ist es auch, das Seeufer zu entlasten. Die Radfahrer fahren auf einem Teil der Strecke entlang des Ufers bzw. in unmittelbarer Nähe des Bodensees. Da es sich bei der Tour „Nr. 1 – Bodensee-Runde“ um eine Rundtour handelt, führt der weitere Weg über weniger befahrene Wege und durch die Orte im Umland des Bodensees.
Die Vermarktung der Radrunde erfolgt über die örtlichen Tourist-Informationen, die Dachverbände und über die touristischen Anbieter. Neben einem klassischen Flyer mit Übersichtskarte, erfolgt die Bewerbung auch im Internet auf der neue erstellten Microsite www.lindauerbodensee.de und über die interaktive Karte (AlpCMS). Darüber hinaus werden mit der Weiterentwicklung der „Bodensee-Runde“ die Voraussetzungen für weitere Marketingmaßnahmen wie Social-Media-Aktionen, die stark zur Attraktivitätssteigerung der Tour beitragen sollen. Radfahrern soll es beispielsweise zukünftig möglich sein, ihre Fotos der Panorama-Radrunde direkt durch einen Bildupload auf der neuen Microsite mit anderen Radfahrern teilen zu können.
Maßnahmen
1. Infrastruktur
a. Anschaffung und Aufstellen von Doppelliegen als Wiedererkennungszeichen an den Aussichtspunkten. Die Liegen sind so konstruiert, dass der Blick des Besuchers „nach vorne“ auf das Panorama und nicht in den Himmel gerichtet ist. Die Liegen wirken ebenfalls als „Eyecatcher“ und laden den Radfahrer ein, das Panorama ganz bewusst und entspannt zu genießen. Es wird geprüft, ob unter den Aspekten „Qualität und Haltbarkeit“ heimisches Holz, z.B. Weißtanne verwendet werden kann.
b. Anschaffung und Aufstellen von Anlehnbügeln für ca. acht Fahrräder an jedem Aussichtspunkt. Je nach Lage befinden sich die Anlehnbügel direkt am Aussichtspunkt. Teilweise muss das letzte Teilstück zum Aussichtspunkt zu Fuß begangen werden. Hier werden die Radler aufgefordert, das Fahrrad an einer geeigneten Stelle am Fahrradanlehnbügel abzustellen. Ggfs. wird eine „Barriere“ oder Schranke errichtet.
c. Weitere Inszenierung des Panoramas, z.B. durch Herstellung und Aufstellen eines Fotostativs (o.ä.) an jedem Aussichtspunkt. Hier besteht die Möglichkeit mit einem „QR-Code“ direkt auf die Social-Media-Aktion hinzuweisen (siehe 4.2 e).
d. Herstellung und Aufstellen von kleinen Übersichtsschildern, die als „Respekttafel“ gestaltet werden soll. Inhalte u.a.: Nennung Aussichtspunkt, Abstellen Fahrrad, Abfallentsorgung, etc.
2. Öffentlichkeitsarbeit
a. Erstellen einer handlichen Broschüre mit Übersichtskarte, Wegbeschreibung und weiteren Attraktionen entlang der Strecke. Die Verteilung an Gäste und Einheimische erfolgt kostenfrei.
b. Darstellung der Radroute auf den Internetseiten der beteiligten Orte und Ergänzung der Inhalte in der interaktiven Karte (AlpCMS).
c. Beauftragung eines Fotografen für qualitativ hochwertiges und aussagekräftiges Bildmaterial von den Aussichtspunkten (Panorama und Infrastruktur).
d. Eröffnungsaktion und Pressearbeit
e. Social-Media-Aktion: Hinter der Idee steckt eine Fotoaktion auf Facebook oder einer speziellen Website. Radfahrer können während der Tour die schönsten Motive auf Fotos festhalten. Dies soll u.a. durch das Fotostativ erleichtert werden. Die Bilder können über ein Online-Portal hochgeladen werden. Die besten Bilder werden prämiert und die Gewinner erhalten Preise aus der Region (z.B. Übernachtungen, regionales Abendessen, regionale Produkte, etc.). Denkbar sind auch Aktionen zu den verschiedenen Jahreszeiten, da sich dadurch immer wieder neue Szenerien auftun (Blüte, Zeit des Wachstums und der Reife von Obstbäumen und Weinreben, „Goldener Herbst“, „lebendiger Bodensee“ mit Schifffahrt, schneebedeckte Berge).
Die Bilder können mit Einverständnis der Teilnehmer auch von den Tourist-Informationen genutzt werden. Die konkreten Maßnahmen müssen noch (mit einem zu beauftragenden Unternehmen) erarbeitet werden.
3. Vernetzung
a. Vernetzung von vier Orten am Lindauer Bodensee: Lindau, Nonnenhorn, Wasserburg und Bodolz über das übergreifende Thema „Panorama“.
b. Vernetzung Gemeinden, touristische Leistungsanbieter und Anbieter von regionalen Produkten
c. Aufbauend auf die Leader-Projekte: „Erlebnisraumgestaltung und Produktentwicklungsprozess im Landkreis Lindau (Bodensee)“ und „Radregion Westallgäu-Bayerischer Bodensee – Oberallgäu – Kempten“
d. Einbeziehung der Direktvermarkter und regionalen Gastronomiebetriebe
Aktuelle Informationen zur Panorama-Radrunde am Lindauer Bodensee unter www.lindauerbodensee.de .
Projekttitel | Panorama-Radrunde Lindauer Bodensee |
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Projektträger | Lindau Tourismus und Kongress GmbH |
Projektgebiet | Lindauer Bodensee, Kommunen Wasserburg, Nonnenhorn, Bodolz, Stadt Lindau |
Beteiligte LAG | Regionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee |
Gesamtkosten | 46.005 Euro |
Fördersumme | 19.330 Euro |
Projektlaufzeit | 2013-2014 |
Förderinstrument | LEADER 2007-2013 |
Bezug zum REK | Ausbau des regionalen Tourismusprofils Zielgruppengerechter Ausbau der Tourismus- und Freizeitinfrastruktur |