Ausgangssituation und Handlungsbedarf

Der Heimatdienst Oberstaufen e.V. besitzt im Zentrum von Oberstaufen ein großes Grundstück mit insgesamt 16.118 m². Im Laufe der vergangenen 20 Jahre hat der Heimatdienst dort ein altes Bauernhaus renoviert und nutzt dieses Gebäude heute als Heimatmuseum, das „Strumpfarhaus“. In diesem Bauernhaus gab es den „Strumpfwirker“, von dem das aus dem Jahre 1788 stammende Bauernhaus auch heute noch seinen Namen hat.

In der Strumpfwirker Stube sind eine ganze Reihe von Arbeitsgeräten, wie Wollhaspel, Spinnrad, Zwirnmühle oder Strumpfwirker Stuhl zu sehen, mit denen die Strümpfe hergestellt wurden. In diesem Raum befindet sich auch ein Verkaufsladen, der noch bis 1923 betrieben wurde. Insofern erinnert das Strumpfarhaus auch noch an die Zeit, als das Allgäu noch als „blaues Land“ galt.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Landschaftsbild des Allgäus vom blau blühenden Flachs geprägt. Da die meisten Bauernfamilien mit der Weiterverarbeitung beschäftigt waren, konnte man im gesamten Allgäu kaum einen Bauernhof finden, der keine Webstube aufweisen konnte. Neben der Viehzucht stellte der Flachsanbau ein zweites Standbein für die Landwirte dar.

Neben den originalgetreuen Wohnräumen mit Bauernküche befinden sich in den Kellerräumen noch eine Bergkäserei, eine Küferwerkstatt und eine Schnapsbrennerei.

Mitten im Ort befindet sich die Strumpfarwiese, welche bis heute als „grüne Oase“ im Ortskern erhalten wurde. Es ist in der Ortsplanung vorgesehen, dieses Grundstück auch weiterhin von jeglicher Wohnbebauung frei zu halten. Die Strumpfarwiese wird derzeit landwirtschaftlich genutzt.

Die Alpe Vögelsberg stand ursprünglich in Döbelisried und wurde vor 20 Jahren vom Heimatdienst zerlegt und auf dem Gelände der Strumpfarwiese zwischengelagert. In unmittelbarer Nähe des Strumpfarhauses wird derzeit die Alpe vom Heimatdienst und dem Markt Oberstaufen in einer Gemeinschaftsaktion möglichst originalgetreu wieder aufgebaut. Der Wohnteil steht bereits im Rohbau. Die Tenne wird in den nächsten Monaten errichtet. Mit diesen beiden Gebäuden und einem Stadel hat sich inzwischen mitten im Ort ein dörflicher Charakter gebildet.

Projektziele

Der südliche Teil der Strumpfarwiese soll als Pendant zum Kurpark als ein ländlicher Park gestaltet werden. Die Gebäude und die Außengestaltung sollen eine möglichst harmonische und authentische Einheit darstellen. Hierbei sollen die verschiedenen landwirtschaftlichen und landschaftlichen Elemente unserer Region mit einem Bezug zur Vergangenheit und zur Gegenwart – verknüpft mit den musealen Darstellungen im Heimatmuseum – dargestellt werden. Dies gilt insbesondere für den Flachsanbau und der handwerklichen Herstellung von Leinen.

Neben dem Naturpark Nagelfluhkette sollen auch Landwirtschaft und regionale Produkte thematisiert werden. Mit diesen Ansätzen soll unsere Kultur und das Leben in früherer Zeit so anschaulich wie möglich dargestellt werden. Damit wird für unsere Schüler der Heimatkundeunterricht erlebbar, und es kann ein besseres Verständnis für unsere Landschaft, Kultur und Tradition geschaffen werden. Der landwirtschaftliche Park soll aber auch mit Veranstaltungen zu den Themen Naturpark Nagelfluhkette sowie gesunde Ernährung mit regionalen Produkten zu einer Begegnungsstätte für Bürger und Gäste werden.

Maßnahmen

Zwischen den Gebäuden Strumpfarhaus, Alpe Vögelsberg und der Scheune soll ein kleiner Dorfplatz entstehen. Durch den landwirtschaftlichen Park sollen Wege mit Bänken führen. Die Entwicklung vom blauen Allgäu mit dem Flachsanbau zum grünen Land mit der Alpwirtschaft könnte im Park auch visuell dargestellt werden.

Mit einer Streuobstwiese soll eine landwirtschaftliche Nutzung entstehen, welche früher üblich, heute in unserer Region aber kaum noch zu finden ist. Um den traditionellen Bezug herzustellen, wurde das Projekt nach der ortsüblichen Bezeichnung „Buind“ (Obstgarten) benannt. Der verrohrte Seelesgraben soll wieder offengelegt und zu einem kleinen Weiher mit Feuchtfläche angestaut werden. Mit Nagelfluh-Gestein soll ein Alpinum geschaffen werden mit der in unserem Naturpark Nagelfluhkette charakteristischen Flora. Ein Kräutergarten könnte in das Thema regionale Produkte und gesunde Ernährung eingebunden werden.

Die Mittelschule Oberstaufen wird in das Projekt einbezogen. So sollen Schüler ein Insektenhotel zum Anschauungsunterricht bauen. Im Werkunterricht soll für den offengelegten Seelesgraben ein Wasserrad gebaut werden. In einem noch näher zu definierenden Teil des Parks würden Schüler eine Blumenwiese anlegen, welche als Blütennahrung für das vom Heimatdienst geplante Bienenhaus dienen soll. Teile des Kräutergartens könnten von Schülern angelegt und unterhalten werden. Mit der Aufstellung von Hoinzen könnten Schüler von Landwirten angeleitet werden, wie früher das Gras ohne Heuwender getrocknet wurde.

Es ist vorgesehen, dass auf dem neu geschaffenen Dorfplatz bzw. nach dem Ausbau der Tenne der Alpe Vögelsberg vom Naturpark Nagelfluhkette Ausstellungen und Veranstaltungen organisiert werden.

Mittelfristig plant der Heimatdienst nach dem Innenausbau der Alpe Vögelsberg die Einrichtung einer kleinen Wirtschaft mit ein paar Sitzplätzen und einem kleinen Biergarten. Hier sollen dann ausschließlich regionale Produkte angeboten werden.

Langfristig könnte sich der Heimatdienst die Aufstellung eines dritten Gebäudes und einer kleinen Kapelle vorstellen.

Projekt im Überblick
ProjekttitelStaufner Buind
ProjektträgerMarkt Oberstaufen
ProjektgebietMarkt Oberstaufen
Beteiligte LAGRegionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee
Gesamtkosten
374.270 Euro
Fördersumme155.269 Euro
Projektlaufzeit2012-2014
FörderinstrumentLEADER 2007-2013
Bezug zum REKAusbau des regionalen Tourismusprofils