Ausgangssituation und Handlungsbedarf

Der Markt Scheidegg sieht für den Erhalt und die weitere Entwicklung der Dorfgemeinschaft in Scheffau die Stärkung des kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenlebens sowohl im Ort als auch über die Landesgrenze hinweg als dringend erforderlich.

Wie viele kleine Ortschaften, bleibt auch Scheffau von den gesellschaftlichen und infrastrukturellen Veränderungen der letzten Jahrzehnte nicht verschont. Von den ehemals über 30 landwirtschaftlichen Familienbetrieben sind nur noch drei Vollerwerbsbetriebe übrig geblieben. Der Großteil der erwerbstätigen Scheffauerinnen und Scheffauer geht inzwischen in den umliegenden Städten und Gemeinden einer Beschäftigung nach.

Die Kinder und Jugendlichen müssen seit 1984 gänzlich nach Scheidegg bzw. Lindenberg in den Kindergarten und zur Schule. Die Scheffauer Schule wurde 1984 geschlossen und schließlich im Jahr 2006 an einen privaten Eigentümer verkauft.
Im Jahr 2005 hat der Gemischtwarenladen – bekannt als „Kromerlade“ – geschlossen. Die Nahversorgung der Scheffauer Bürger und Urlaubsgäste war dadurch nicht mehr gewährleistet. Auf Initiative der Dorfgemeinschaft konnte mit der EVG als Partner im Jahr 2007 wieder ein kleiner Dorfladen eröffnet werden, der seither ein wertvoller Versorgungs- und Treffpunkt für die Scheffauer darstellt. Leider verlor der Ort im Jahr 2011 durch die Schließung des Gasthauses „Rössle“ in Neuhaus einen weiteren gesellschaftlichen Treffpunkt in der Dorfstruktur.

In Anbetracht dieser Entwicklungen ist ein Ausbluten der Dorfstruktur unverkennbar. Mit vereinten Kräften stemmt sich jedoch die Dorfgemeinschaft gegen diese scheinbar übermächtigen Veränderungen. Die Dorfgemeinschaft Scheffau e.V. fördert in gleicher Weise wie der Selbsthilfeverein Thal den Erhalt und die Fortführung des kulturellen und gesellschaftlichen Dorflebens. Die Dorfgemeinschaft Scheffau ist zudem Mitglied im Selbsthilfeverein Thal. Die benachbarten Orte Scheffau und Thal verbindet bereits seit Jahrhunderten ein freundschaftliches Miteinander.

Projektziele

Die Projektbezeichnung „Bindestrich“ bringt zum Ausdruck, dass die soziale Kraft der Kunst – Grenzen aller Art zu überwinden und Verbindungen herzustellen – im Vordergrund steht. Auf diese Weise soll die Vernetzung der beiden Dörfer untereinander aber vor allem auch nach außen verbessert werden.

Weitere konkrete Ziele des Projektes Bindestrich:

1. Dörfliches Leben
Das Dorfleben in Scheffau und Thal wird erhalten und gestärkt. Die Kommunikation der Bewohner soll über verwandt- bzw. nachbarschaftliche Verhältnisse hinaus dienen. Das Projekt kann zur Festigung der Dorfgemeinschaft beitragen und das dörfliche Gemeinschaftsleben bzw. die Dorfkultur wirksam beeinflussen.

2. Abwanderung verhindern
Ein Gefühl der Gemeinschaft entsteht in jeglicher Form menschlicher Beziehung nur im gemeinsamen Tun. Für ein eigenständiges Dorfleben ist das Projekt Bindestrich ein wichtiger Bestandteil. Es belebt das Dorf mit neuen Angeboten und Personengruppen, die eine Bereicherung des dörflichen Alltags darstellen. Dies bindet die Bürger und verhindert die Abwanderung der Bevölkerung.

3. Soziales Miteinander – Kommunikation
Sicherung des sozialen Miteinanders der verschiedenen Personengruppen unabhängig von deren Nationalität, Alter oder körperlichen bzw. geistigen Einschränkungen. Die landschaftlich einmalige Umgebung und die weitgehend herkömmlich erhaltene Dorfarchitektur bieten einen günstigen Rahmen für einzigartige Gemeinschaftserfahrungen.

4. Verbesserung der Lebensqualität
Aufgrund der Erweiterung der Gebäudesubstanz kann die Gemeinde Scheidegg ihren Bürgern und Gästen zusätzliche Räumlichkeiten anbieten. Dadurch verbessert sich die Lebensqualität aller Bürger.

5. Geschichte erfahrbar machen
Politische Entscheidungen fernab des eigenen Einflusses, die zumeist mit Kriegshandlungen einhergingen, haben in der Vergangenheit die Verbindung der Gemeinden Scheffau und Thal geprägt. Die Dokumentation der Erlebnisse und Situation unserer Vorfahren durch die letzten Jahrhunderte macht Geschichte erfahrbar und verdeutlicht die Wichtigkeit des friedlichen Miteinanders im Kleinen wie im Großen.

Maßnahmen

Zur Umsetzung des Projektes werden in Scheffau folgende Räumlichkeiten geschaffen:

  • Werkstatt und Künstlerwerkstatt
  • Projektraum mit Teeküche
  • Bühne der Begegnung
  • Begegnungsraum
  • Archiv- und Lagerräume

Die benachbarte Gemeinde Thal/Sulzberg (A) ist der transnationale Projektpartner für die Umsetzung des Projektes. Der Selbsthilfeverein Thal e.V. beteiligt sich finanziell in einem angemessenen Rahmen an der Umsetzung des Projektes. Derartige Räumlichkeiten stehen bisher nicht zur Verfügung. Im Rahmen des Projektes stehen die Räumlichkeiten allen Beteiligten aus den beiden Regionen – Westallgäu und Vorarlberg – zur Verfügung.

Bei dem Projekt werden Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Senioren, Menschen mit Behinderung sowie Personen mit unterschiedlichen Benachteiligungen aus der ganzen Region in kunst- und kulturschaffende Aktivitäten integriert. Die Beteiligten eröffnen sich selber, aber auch zahlreichen Besuchern einen bisher unbekannten und daher faszinierenden Zugang zur Kunst im ländlichen, grenzüberschreitenden Raum.

In Zusammenarbeit mit einem Netzwerk kunstschaffender Personen soll ein breites Spektrum an kulturellen Events angeboten werden. Der Wuppertaler Künstler und Sozialpädagoge Otto Zech ist dabei zusammen mit seiner Frau Stephanie Roos-Zech der Ideengeber und Mentor für die inhaltliche Ausrichtung des künstlerischen Schaffens.

Projekt im Überblick
ProjekttitelBindestrich – Bürger bauen Brücken
ProjektträgerMarkt Scheidegg
ProjektgebietMarkt Scheidegg/Ortsteil Scheffau, Gemeinde Thal/Vorarlberg
Beteiligte LAGRegionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee, Regionalentwicklung Vorarlberg eGen
Gesamtkosten
416.455 Euro
Fördersumme240.986 Euro
Projektlaufzeit2013-2015
FörderinstrumentLEADER 2007-2013
Bezug zum REKSicherstellung der gemeindenahen Versorgung für jedermann, insbesondere für ältere Menschen, für Familien und für Menschen mit Handicap