Ausgangssituation und Handlungsbedarf

Die Landkreise und touristischen Regionen im bayerischen und im württembergischen Allgäu sowie im angrenzenden Tiroler Außerfern haben erkannt, dass Wandern und Radfahren zu den beliebtesten Urlaubs- Freizeit- und Erholungsaktivitäten nicht nur der Deutschen, sondern auch der Bürgerinnen und Bürger vieler Nationen gehören. Sie wollen zukünftig diese Potenziale verstärkt nachhaltig, vernetzt und mit hohem Qualitätsanspruch zur Steigerung der Wertschöpfung im Gebiet nutzen.

Schon in der Vergangenheit wurde eine Vielzahl von grundlegenden Maßnahmen umgesetzt. Dazu gehören die Konzeption und einheitliche Beschilderung der Wanderwege, insgesamt mehr als 8.500 km, das ca. 4.900 Kilometer umfassende Radroutennetz, die Entwicklung von thematischen Routen für Wanderer im Rahmen des Projektes „Wandertrilogie“ und von klassifizierten Radfernwegen wie „Radrunde Allgäu“ und „Illerradweg“. Die Regionen stellen sich auf flächendeckenden und aufeinander abgestimmten Wander- und Radkarten vor. Internetportale mit georeferenzierten Karten wurde aufgebaut, die Vernetzung und Kooperation der Gastgeber mit zertifizierter Qualität vorangebracht. Der ÖPNV wurde für Wanderer und Radfahrer optimiert. Guides wurden qualifiziert und attraktive Angebote ausgearbeitet. Darüber hinaus wurde eine Info-Hotline eingerichtet, gemeinsame Aktionstage und Marketingmaßnahmen geplant und durchgeführt.

Im gesamten Projektgebiet besteht ein Radroutennetz mit einheitlicher Beschilderung nach den Vorgaben der Forschungsgesellschaft für Straßenverkehr (FGSV) und den Empfehlungen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) sowie der Obersten Bayerischen Baubehörde. Das Allgäu bietet somit eine hervorragende Netzstruktur, ein Beschilderungssystem auf identischer Grundlage und mit identischem Erscheinungsbild. Ein Ergänzungsbedarf der Beschilderung besteht punktuell. Ohne flächendeckende Netzstruktur ist derzeit noch der Bereich der Zweckverband Ferienregion Allgäu-Bodensee im Landkreis Ravensburg. Dort laufende Planungen sollen relativ kurzfristig umgesetzt werden, um für Radfahrer im gesamten Allgäu gleiche Qualitätsstandards bieten zu können. Um weiterhin im Wettbewerb der Radreiseregionen bestehen zu können, ist die Überprüfung des Radnetzes im Allgäu in qualitativer Hinsicht in der Zukunft unerlässlich. Orientierung geben hier die Vorgaben des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) für zertifizierte Radreiseregionen.

Im Projektgebiet gibt es bei Wanderwegen noch keine einheitliche Beschilderung. Die Differenzierung besteht u.a. in unterschiedlichen Festlegungen der Schwierigkeitsgrade z.B. zwischen dem Ost- und dem Oberallgäu, in unterschiedlichen Schilderarten (grüne Schilder, silberne Schilder oder Schilder die einseitig oder beidseitig bedruckt sind), Differenzierungen bei der Beschilderung gemäß der Höhenlagen (ab einer gewissen Höhenlage beschildert der DAV z.B. mit gelben Schildern) und unterschiedlicher Umsetzung von Themenwegbeschilderung. Um den aktuellen aber auch zukünftigen Anforderungen an ein gutes Wegenetz gerecht zu werden, muss die Beschilderung neu konzipiert und von allen Akteuren gemeinsam als Richtlinie verabschiedet und angewandt werden. Um in Zukunft weiterhin im Wettbewerb der Wanderregionen bestehen zu können, ist die Überprüfung des Wanderwegenetzes im Allgäu in qualitativer Hinsicht unerlässlich. Hierfür können die Kriterien der Prädikatswege zugrunde gelegt werden, um somit eine nachhaltig finanzierbare Basis-Wanderwegestruktur zu schaffen.

Die Gebietskulisse dieses Projektes zur Qualitätssicherung bezieht sich auf die touristische Definition des Allgäus, da sich eine historisch begründete exakte Gebietsabgrenzung kaum ableiten lässt.

Die Geschäftsfelder „Wandern“ und „Rad“ der Allgäu GmbH haben die Grundlagen zu diesem Projekt des Qualitätsmanagements entwickelt. Die beiden Arbeitsgruppen setzen sich aus TouristikerInnen, VertreterInnen der beteiligten Landkreise, VertreterInnen der Tourismuswirtschaft und weiteren fachlich und inhaltlich interessierten Personen aus den als „das Allgäu“ definierten Gebieten der Projektpartner in Baden-Württemberg, in Tirol und in Bayern zusammen.

Projektziele

Ziel ist die Profilierung der gesamten Ferienregion Allgäu als qualitätsvolle Wander- und Radregion und die Stärkung der Bundesländer übergreifenden Dachmarke Allgäu. Um den angestrebten Projekterfolg auf der Grundlage einer weiteren touristischen Vernetzung zu ermöglichen, ist die Einbeziehung von Baden-Württemberg ein wesentliches Anliegen der Geschäftsfelder Wandern und Rad. Über die Gebietskulisse der unmittelbar und finanziell an der angestrebten Umsetzungsphase beteiligten Projektpartner hinaus, integriert das Projekt im Interesse einer breiten Wirkung auch weitere Gebiete, Orte und Tourismuswirtschaft.

Maßnahmen

Gemeinsame Aktivitäten für das Qualitätsmanagement Wandern und Rad:

  • Projektmanagement und Projektsteuerung
  • QM: Schaffung der Vereinheitlichung der Beschilderungssysteme. D.h. Festlegung einer einheitlichen Wanderwegebeschilderung. Erreicht werden soll für den Bereich Wandern ein einheitliches regionales Beschilderungskonzept mit der Verpflichtung, dass sich alle Allgäuer Landkreise, Orte, Städte und Gemeinden daran halten. Dazu sollen auch die relevanten Vertreter der beteiligten Gemeinden zu gegebener Zeit mit einbezogen werden. Die bestehende Basisbeschilderung wird selbstverständlich erhalten. Die neue Beschilderung muss dann nach den neuen Richtlinien umgesetzt werden.
  • Definition von Qualitätskriterien und einer Datenstruktur für die Überprüfung und Erfassung des Rad- und Wanderwegenetzes im Allgäu auf Basis der Vorgaben des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) für das Radwegenetz und des Deutschen Wanderverbandes (DWV) für das Wanderwegenetz. Diese sollen keinesfalls auf einem nicht passenden bestehenden System aufgesetzt werden. Im Rahmen des Projektes muss daher genau definiert werden, welche Qualitätskriterien benötigt werden. Geeignete Dienstleister müssen dies dann nach der Liste der Anforderungen anbieten und zur Überprüfung der Wegenetze anderen Bewerbern zur Verfügung stellen oder selbst nutzen.
  • Überprüfung der Wegenetze nach den definierten Qualitätskriterien durch geeignete Dienstleister, möglichst mit Hilfe digitaler Werkzeuge (Monitoring) und Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen, unter anderem mit den Zielen der Ausdünnung des Netzes und, wo möglich, der Trennung zwischen Rad- und Wanderwegenetz. Flächendeckende Implementierung des QM-Systems im Projektgebiet (u.a. Servicekette, Schulung und Qualifizierung von Beauftragten).
  • Aufbau und Nutzung eines offenen Datenbanksystems für Datenspeicherung, dezentrale Datenpflege und Datenaustausch mit anderen Systemen und Portalen.
  • Durchführung von Gäste- und Leistungsträgerbefragungen im Wanderwegenetz des Allgäus .
  • Durchführung einer Radreiseanalyse mit Einrichtung von Zählstationen und Durchführungen von Zählungen sowie Befragungen im Radnetz des Allgäus mit dem Ziel von Erhebungen zu den Fragen „Wie viele Radreisende nutzen diese Wege pro Jahr? Wie viele Regioradler sind in der Region? Wie hoch ist der Pedelec-Anteil? Besteht Bedarf an Lade-Infrastruktur? Wie viele Tagestouristen sind unterwegs? Wie ist deren Ausgabeverhalten? Welche Wertschöpfung generieren Sie? Wie ist das Verhältnis zwischen den Ausgaben für die Infrastruktur und den Einnahmen aus dem Radtourismus.“
  • Durchführung des QM-Prozesses vor Projektabschluss als Erfolgskontrolle zum Gesamtprojekt und zur Servicekette
  • Kommunikationsmaßnahmen
Projekt im Überblick
ProjekttitelQualitätssicherung touristischer Wegenetze Wandern und Rad im Allgäu unter Einbeziehung der touristischen Leitprodukte
ProjektträgerAllgäu GmbH
ProjektgebietGesamtes Allgäu
Beteiligte LAGRegionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee, bergaufland Ostallgäu, Kneippland Unterallgäu, Regionalentwicklung Oberallgäu, Regionalentwicklung Württembergisches Allgäu
Gesamtkosten
1.101.193 Euro (brutto)
Fördersumme487.301,97 Euro
Projektlaufzeit2017-2020
ProjektstatusAbgeschlossen
FörderinstrumentLEADER 2014-2020
LES-HandlungszielHZ 2: Qualifizierung und Vermarktung von touristischen Leistungsträgern und Angeboten