Ausgangssituation und Handlungsbedarf

Die Grundidee für das vorliegende Projekt lieferte eines der fünf Siegerprojekte aus dem Ideenwettbewerb „Neue Ideen fürs Allgäu 2006/07“, das den Titel Naturerlebniszentrum Allgäuer Alpen (NEZ) trug. Erste Umsetzungsschritte erfolgten damals im Oberallgäu, dann wurde das Thema unter Einbindung verschiedener Akteure aus anderen Allgäuer Teilgebieten unter Koordination des NEZ diskutiert, weiterentwickelt und u.a. auf der Allgäu-Werkstatt vom Juli 2014 vorgestellt. Die Weiterentwicklung umfasst v.a. die Ausweitung auf das gesamte Allgäu und die Erweiterung um den Bereich Tourismus.

Im Allgäu gibt es zahlreiche Umweltbildungsangebote und -einrichtungen: feste Einrichtungen (z.B. das Walderlebniszentrum Ziegelwies, Bergbauernmuseum Diepolz), Themenwege (z.B. Moorwelten der Allgäuer Moorallianz) und viele Aktivangebote (z.B. Exkursionen, Workshops, Wildnis- und Sinneserlebnisse verschiedenster Anbieter wie dem NEZ und weiteren Umweltverbänden, Allgäuer Kräuterland, Wildnisschulen, zahlreichen Natur- und Landschaftsführern, Naturparkführern und vielen weiteren). Die Palette reicht dabei von bildungsorientierten Angeboten (z.B. Ausbildungen zur Kräuterfrau, naturkundliche Exkursionen) bis hin zu erlebnisorientierteren Angeboten (z.B. Landart, Wildnistrainings, Moorführungen mit Sagen, Mythen und Geschichten, GPS-Ökorallyes u.v.m.). Durch intensive Naturerlebnisse soll bei diesen Angeboten für die Natur sensibilisiert und ökologische Inhalte erfahren werden. So können auch Zielgruppen erreicht werden, die für reine Bildungsangebote nicht offen wären. Bislang fehlt allerdings trotz der vielfältigen Angebote eine koordinierte allgäuweite Zusammen­arbeit der Umweltbildungsakteure. Das Potential der Umweltbildung wird  dadurch nicht ausgeschöpft. Insbesondere die Angebote der zahlreichen Einzelakteure (Natur- und Landschaftsführer, Kräuterführer, Moorführer, Naturparkführer etc.) könnten durch eine Vernetzung wirkungsvoll weiterentwickelt und für Bewusstseinsbildung der Bevölkerung und touristische Angebote stärker erschlossen werden.

Die Tourismusentwicklung verlief in den vergangenen fünf Jahren stets positiv (Zuwachsraten bei Gästeankünften und Gästeübernachtungen jeweils über 5 %). Die Allgäu GmbH, Inhaber der Marke Allgäu, und die Allgäuer Landkreise und Kreisfreien Städte setzen in ihrer aktuellen und zukünftigen Tourismus- und Destinationsstrategie insbesondere auf eine nachhaltige Tourismusentwicklung. Hierbei steht nicht stetiges Wachstum, sondern das Streben nach stetiger Qualitätsverbesserung der bestehenden und zukünftigen Tourismusangebote im Vordergrund. Die Bemühungen um ein nachhaltiges Tourismusangebot wurden in der Vergangenheit bereits mehrmals  (2013 und 2017) im bundesweiten Wettbewerb „nachhaltige Tourismusdestinationen“) ausgezeichnet.

Projektziele

Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, Umweltbildungs- und Tourismusakteure im ganzen Allgäu zu vernetzen, zu stärken und Umweltbildungsangebote qualitativ und quantitativ weiterzuentwickeln. Schwerpunkt bilden dabei offene (und auch von Gruppen buchbare) Angebote für Einheimische und Gäste (nicht z.B. „klassische“ Schul- oder Kindergartenangebote). Für das Netzwerk soll eine stabile Struktur als verlässlicher und nachhaltiger Ansprechpartner zum Thema Umweltbildung für Tourismus, Behörden und Verbände aufgebaut werden, die über das Projekt hinaus arbeitsfähig bleibt. Durch Weiterbildungen, eine enge Zusammenarbeit mit Tourismusakteuren, die Sensibilisierung touristischer Leistungsträger und eine enge Kooperation im Marketing sollen die Potentiale der Umweltbildungsangebote als Beitrag für einen naturnahen Tourismus (wie auch zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung) im Allgäu erschlossen und gezielter vermarktet werden, ohne ökologisch sensible Bereiche zu belasten. Dabei ist auch eine Markenpartnerschaft mit der Marke Allgäu geplant.

Maßnahmen

Das Projekt ist in zwei Projektphasen gegliedert:

Phase 1: Bestandserhebung, Qualitätskriterien, Bewertung, Netzwerksaufbau und Maßnahmenkonkretisierung (12-15 Monate)

  • Bestandsaufnahme: Ist-Analyse und Sammlung aktueller Aktivitäten und Angebote im Bereich Umweltbildung
  • Strukturaufbau: Einrichten einer Steuerungsgruppe, Beginn des Aufbaus einer stabilen Netzwerkstruktur der Umweltbildungsakteure (Gewinnen von Partnern)
  • Qualitätskriterien und Bewertung: Entwicklung von Qualitätskriterien (auf Basis der Marke Allgäu), Bewertung der Ist-Analyse unter Berücksichtigung der Kriterien und Erarbeitung von konkreten Zielen (z.B. geographische und inhaltliche Lückenanalyse, Ermittlung Bedarf zur qualitativen Weiterentwicklung)
  • Diskussion und Konkretisierung der Maßnahmen für Projektphase 2 (u.a. allgäuweite Tagung für Umweltbildungsakteure und Touristiker)

Phase 2: Umsetzung (21-24 Monate)

  • Netzwerk Umweltbildung Allgäu: Laufende Arbeit des Netzwerks, laufende Erfassung der Umweltbildungsaktivitäten, Angebotskooperation, Festigung der Struktur
  • Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Umweltbildung: Niederschwellige Veranstaltungen für Tourismusakteure, Erarbeitung von Kooperations­möglichkeiten, Runde Tische, Fachtagungen für Akteure aus Tourismus und Umweltbildung
  • Weiterbildungen: Weiterbildungen für Umweltbildungsakteure und für Tourismusakteure, Informationsveranstaltungen zu bestehenden Angeboten
  • Förderung umweltfreundlicher Mobilität: Anregungen zur Verbesserung von Informationen zur umweltfreundlichen Mobilität, Optimierung der Programme der Netzwerkpartner im Hinblick auf umweltfreundliche Mobilität
  • Öffentlichkeitsarbeit/Marketing: Aufbau einer Internetplattform und Integration in bestehende Plattformen bzw. Optimierung von Schnittstellen, Pressearbeit, Nutzung Social Media, Marketing für Kampagnen bzw. Aktionstage der Netzwerkpartner, Broschüre.

Die Koordination und Durchführung der genannten Maßnahmen erfolgt durch ein Projektmanagement (80-%-Stelle; Stellenprofil Kenntnisse in Umweltbildung, Tourismus (nachrangig), und Projektmanagement). Für die Veranstaltungen und die Fortbildungen, für spezielle Themen/Fragestellungen sowie für die technische Umsetzung von Datenbank und Plattform werden nach Bedarf externe Referenten bzw. Agenturen hinzugezogen. Z.T. fallen Sachkosten an (z.B. bei einem Teil der Veranstaltungen Raummiete oder Materialkosten). Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit entstehen Kosten v.a. für Internetplattform (Aufbau/Einbindung/Schnittstellen), Druckmaterial (Broschüren, Kampagnen) sowie für externe Dienstleistungen (z.B. Social Media, Graphik usw.). Die Kosten für destinationsweite Kooperations­veranstaltungen beziehen sich auf Raummiete, Honorar für mehrere Referenten und ggf. weitere Nebenkosten).

Projekt im Überblick
ProjekttitelUmweltbildung und naturnaher Tourismus im Allgäu
ProjektträgerAllgäu GmbH
ProjektgebietGesamtes Allgäu
Beteiligte LAGRegionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee, bergaufland Ostallgäu, Kneippland Unterallgäu, Regionalentwicklung Oberallgäu
Gesamtkosten
190.450 Euro (brutto)
Fördersumme108.000 Euro, LAG-Anteil: 27.000 Euro
Projektlaufzeit2018-2021
ProjektstatusLaufend
FörderinstrumentLEADER 2014-2020
LES-HandlungszielHZ 1: Vernetzung und Erlebbarmachung regionaler Tourismusangebote