Ausgangssituation und Handlungsbedarf
Das Rainhaus wurde 1586 als Quarantänestation im Auftrag der Stadt Lindau erbaut. Bis zu seiner letzten Nutzung im Jahr 2011 diente es immer sozialen Zwecken. Es ist eines der letzten noch vorhandenen Pesthäuser Europas und daher erhaltenswert. Das Rainhaus steht seit Ende 2011 leer. Die Lebenshilfe, Kreisvereinigung Lindau, hat im Dezember 2014 das Gebäude von der Stadt Lindau übernommen, wird es restaurieren und darin einen Begegnungsraum und 17 barrierefreie Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von ca. 800 qm und einer Nutzfläche von über 1.000 qm für inklusives Wohnen errichten.
Zusammenleben werden im Haus: Menschen mit Behinderung, Senioren, Alleinerziehende – ausschließlich Bewohner mit Wohnberechtigungsschein zu einer Monatsmiete von 7,50 €/m². Es gibt in Lindau nahezu keinen bezahlbaren Wohnraum für behinderte Menschen. Die gleiche Problematik gilt auch für Senioren oder Alleinerziehende mit geringem Einkommen. Durch die Renovierung des Rainhauses mit einem kleinzelligen und barrierefreien Umbau wird es möglich, dass diese Menschen eine eigene Wohnung finden bzw. bekommen.
Innerhalb der Hausgemeinschaft wird auf der Grundlage nachbarschaftlichen Engagements sogenanntes „inklusives Wohnen“ stattfinden: Die Bereitschaft sich z.B. durch gegenseitige Einkaufshilfen, handwerkliche Hilfen, gemeinsames Kochen und Backen usw. an diesem Wohnkonzept zu beteiligen, wird per Mietvertrag festgelegt. Darüber hinaus bietet das Rainhaus seinen Mietern einen Begegnungsraum (Sozialraum), um sich zu treffen und auszutauschen. Im Begegnungsraum (und im Flur des 1. OG) wird zudem der geschichtliche Werdegang des Rainhauses und der Medizingeschichte (insbesondere der Quarantäne) dargestellt. Damit kommen zusätzlich zu den Mietern des Hauses auch externe Gäste, um sich am Inklusionsmodell aktiv zu beteiligen. Die Präsentation der Medizin-Geschichte wird als inklusive Führung angeboten: Menschen mit und ohne Behinderung als Tandem. Zielgruppen sind Schulklassen die sich für das Projekt interessieren, Vereine aus Lindau die ebenfalls mit der Lebenshilfe zusammen für inklusive Aktionen sorgen werden, Nachbarschaftsaktionen und interessierte Mitbürger.
Projektziele
Gesamtprojekt
Das Rainhaus verfügt nach der Restaurierung über 17 barrierefreie Wohnungen mit zeitgemäßer und passender Ausstattung für die genannten Zielgruppen – kombiniert mit einem Sozialraum speziell für inklusive Begegnungen; ergänzt um eine Ausstellung der Geschichte des Hauses und der Medizingeschichte.
Mit Hilfe eines Quartiersmanagements gelingt es, dass die Bewohner nicht nebeneinander her, sondern gemeinsam unter einem Dach leben, sich gegenseitig helfen und gemeinsame Unternehmungen stattfinden. Die gemeinsam von behinderten und nichtbehinderten Menschen durchgeführten Führungen und Präsentationen sind Teil der Inklusion. Diese Menschen erleben ihren Einsatz als sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft (jenseits einer flachen Beschäftigungstherapie).
Begegnungsraum
Der Begegnungsraum wird der wichtigste Kristallisationspunkt um inklusive Treffen und Vereinbarungen für inklusives Zusammenleben zu verwirklichen – für Mieter und für externe Besucher. Der Raum ist regelmäßig öffentlich zugänglich und zusätzlich für angemeldete Gruppen, wie Schulen, Vereine, Fachleute (z.B. Interessenten für Inklusionsprojekte oder Historiker), Reisegruppen, usw. Damit wird der Raum zu einem Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung und mit externen Besuchern. Wir arbeiten mit Schulen, dem Historischen Verein Lindau, dem Gästeführerverein Lindau und mit dem Verein Kulturerbe Alter Aeschacher Friedhof (Pestfriedhof) zusammen (Vernetzung).
Maßnahmen
Gesamtprojekt
Umfangreiche Baumaßnahmen gemäß Architekten-Planung. Insbesondere muss die Barrierefreiheit im gesamten Gebäude, im Begegnungsraum und im Umfeld (Zuwegung) sichergestellt werden. Der Kulturerbe Rainhaus e.V. hat bislang über 1.000 Arbeitsstunden geleistet und wird das Projekt auch weiterhin mit Eigenleistungen unterstützen (Bürgerbeteiligung). Handwerksbetriebe und Unternehmen aus der Region werden bei der Vergabe bevorzugt (soweit es die Ausschreibungsrichtlinien zulassen).
Begegnungsraum
- Baumaßnahmen im Rainhaus für den barrierefreien Zugang
- Ausstattung mit Beamer, Tische, Stühle, Informationstafeln, Glasvitrinen, Teeküche
- Professionell gestaltete Präsentation zur Geschichte des Hauses und der
Medizingeschichte
- 4 Parkplätze für Besucher; Zuwegung
- Hinweisschilder
- Öffentlichkeitsarbeit: Homepage, Broschüre über das Rainhaus, Flyer zum Modellprojekt „Inklusives Wohnen im Rainhaus“ und zur Ausstellung, Zeitungsinserate
- Ausbildung von Bewohnern des Rainhauses für Führungen und Präsentationen.
- Führungen und Präsentationen sollen inklusiv durchgeführt werden: Als Kooperation von Menschen mit und ohne Behinderung. Der Rainhaus-Verein wird dafür Unterstützung leisten (Bürgerbeteiligung)
Quartiersmanagement
Mit einem „Quartiersmanagement“ soll die beschriebene Inklusion zuverlässig umgesetzt werden. Dazu wird eine 1/3 Stelle Sozialpädagogik über 3 Jahre hinweg zusätzlich geschaffen. Eine Sozialpädagogin oder ein Sozialpädagoge wird eingestellt, um das Projekt in der Startphase zu begleiten – anschließend soll diese Aufgabe über ehrenamtliches Engagement erfüllt werden.
Projekttitel | Inklusives Wohnen im Rainhaus |
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Projektträger | Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung e.V. |
Projektgebiet | Stadt Lindau |
Beteiligte LAG | Regionalentwicklung Westallgäu-Bayerischer Bodensee |
Gesamtkosten | 4.020.610 Euro (brutto) |
Fördersumme | 177.047,969 Euro |
Projektlaufzeit | 2016-2019 (investive Maßnahme) bzw. 2016-2022 (Personal Quartiersmanagement) |
Projektstatus | Abgeschlossen |
Förderinstrument | LEADER 2014-2020 |
LES-Handlungsziel | HZ 1: Stärkung des sozialen Miteinanders durch bürgerschaftliches Engagement und integrative Fördermaßnahmen |